Calistoga/Napa Valley - 135/13031km
Das Restaurant heißt "Dottie's" und liegt and der 4. und Market Street. Wir sind heute morgen ein bisschen gestresst, weil wir ja ungern in der Schlange stehen (vor allem für Frühstück) und zudem auch noch zu einer angemessenen Zeit Richtung Napa Valley aufbrechen möchten. Wir nehmen dieses Mal also ein Taxi, um zeitig einzutreffen - und stellen uns brav in die Schlange...na ja, hat ja auch seine Vorteile: man kann emails checken, ein bisschen telefonieren und da eine 4er-Gruppe (und ich meine eine, die so vermessen ist, dass sie zusammensitzen will) auch häufig von 2er- oder auch mal 3er-Gruppen überholt wird, kann sich so ein Prozess auch schon mal in die Länge ziehen. Für das Restaurant hat das gleiche Phänomen auch nur positive Effekte: erstens die Knappheits-Illusion (wo viele anstehen, muss es Gutes in nicht ausreichender Menge geben; zweitens der Appetit-Effekt (je länger man steht und wartet, gleichzeitig sich wieder und wieder die "today specials" durchliest, umso hungriger wird man). D.h. wenn es dann endlich soweit ist, gerät man leicht in die Versuchung, das größte und teuerste Gericht zu bestellen - das haben wir dann auch alle gemacht. Das großartige an der Sache: es war wirklich sensationell! Und trotz der Maximalbestellung haben die $ 100 von Bea und Reni absolut ausgereicht, ja es war sogar zum Schluss Geld für das Taxi zurück übrig. Ein herzlicher Dank nach Zürich!
Wir sitzen wieder in unserem Raum-Schiff und cruisen vom Russian Hill auf direktem Weg über die Golden Gate Bridge nordwärts. Unser Zwischenziel auf dem Weg ins nördliche Napa Valley ist der Muir State Park, das Zuhause der Redwoods - das sind Mammutbäume, die zwar nicht den Umfang ihrer weiter südlich gelegenen Verwandten erreichen (die besuchen wir auch noch...), dafür aber deutlich höher wachsen als diese. Es ist Sonntag und es sind auch viele Locals zu diesen Parks unterwegs. Wie lösen das Amerikaner? Richtig, mit einem Shuttle-Service. Also alle in Shuttle und hoch zu den Bäumen, die nur unter speziellen klimatischen Bedingungen hier gedeihen. Die Begeisterung der Gruppe über diesen Zwischenhalt folgt der Gaus'schen Normalverteilung mit Pipo und mir in der Mitte...wir unterhalten unsere mitfahrenden Naturfreunde mit so witzigen Dingen wie "...ich sehe was, was du nicht siehst und das ist grün..", "...Boum?"...sind von der Größe und Mächtigkeit der Redwoods dann aber doch beeindruckt und absolvieren den 30min Trail als Self-guided Tour.
Weiter geht es Richtung Napa Valley, das wir nach einer weiteren Stunde erreichen und ganz bis in den Norden nach Calistoga durchfahren, wo wir in einem Motel eine 2-bedroom-Suite gebucht haben (Hauptsache, wir sind zusammen...). Vorher wollen wir aber noch Wein trinken. In einer der vielen "wineries", die sich im Abstand von 500m nun über 30km+ Links und rechts an der einzigen Straße im Valley verteilen. Es zieht uns unwiderstehlich zum "Castello Amoroso" - Italian heritage meets American Grösstenwahn. Der Nachkomme durch harte Winzerarbeit zu etwas Wohlstand gekommenen italienischen Einwanderern hat das Vermögen seiner Familie in einem imposanten Schloßbau versenkt. Sein verwirklichter Lebenstraum - wie er freimütig im an mehreren Stellen abgespielten Video gesteht - weißt mindestens soviele Baumaterialen wie Stilrichtungen auf. Und das sind viele. Aber es bleibt beeindruckend und wir lösen - guess what, yep - eine Self-guided Tour mit Weinprobe für 30 USD pro Person (für die, die trinken dürfen) - und eine für 8 USD inkl. Zitronenlimonade.
Ok. Hier braucht es jetzt einen kurzen Exkurs zum Thema Alkohol. Also eigentlich zum Thema "Kein Alkohol vor 21". Wir wissen die Amerikaner sind hier relativ strickte und akzeptieren keine Ausnahmen, z.B. wenn die (eigentlich ehemalig) Erziehungsberechtigten dabei sind. Grundsätzlich ist Kontrolle besser als Vertrauen, so dass alle bei jeden Gelegenheit nach ihrem Ausweis gefragt werden (außer bei mir, ich strahle - glaube ich - zuviel natürliche Autorität aus). Die Reaktionen könnten dabei unterschiedlicher nicht ausfallen: Nici ist sauer - sie rechnet nicht damit gefragt zu werden und hat daher nie ihren Ausweis dabei. Sie läuft daher meistens zweimal (um entweder mich oder ihren Ausweis zu holen); Pipo freut sich wie Bolle - er rechnet mit der Frage (oder soll ich sagen, er hofft auf sie...?) und hat den Ausweis immer griffbereit, hat er doch die kritische Demarkationslinie noch gerade rechtzeitig vor 3 Monaten hinter sich gelassen; bei Laura hängt die Reaktion von der gewählten Strategie und vom Ergebnis ab - entweder bestellt sie Cola und fügt sich in ihr Schicksal (das ist der fatalistische Ansatz); meistens lügt sie aber bei der ersten Frage. Wenige geben sich damit zufrieden und während der Rest der Familie beschämt zu Boden schaut, bricht die Strategie im Normalfall im weiteren Verlauf des Verhörs in sich zusammen. Manchmal funktioniert es aber auch. Oder Mami trinkt einen Calpirina und einen Sauvagion Blanc gleichzeitig...
Zurück zum Castello. Die Tour führt uns zwangsläufig in das riesige Kellergewölbe der Trutzburg. Wir testen eine Reihe der Weine. Parker 97+ Weine sind natürlich nicht im Ticket inbegriffen; der Rest ist für unsere europäischen Geschmacksnerven etwas zuviel. Wir verlassen die Toscana wieder und beziehen unsere 4-Personen-Suite, gehen noch einen Happen essen und dann schlafen - die Kids halten sich tapfer, doch fernsehen ist des Guten dann doch zu viel und der jetlag fordert seinen Tribut.