Jack's Camp
Noch haben wir den strategischen Wettbewerbsvorteil des Jetlags: anstatt uns verstört noch einmal auf die Seite zu drehen, können wir es kaum erwarten bis um halb sechs eine der Camp-Bediensteten uns mit frischem Kaffee "weckt". Um sechs treffen sich alle zum gemeinsamen Frühstück im Messezelt. Toast, Müsli und Eierspeisen auf Bestellung. Um halb sieben geht es das pünktlich raus auf die Morgentour. Unser Guide drängt etwas, weil wir heute rechtzeitig bei den Erdmänchen, hier Meerkat genannt, sein müssen. Das Zeitfenster, in dem diese an menschliche Begleitung gewöhnte Population aus ihren Erdhöhlen auftaucht und sich auf einen Morgenspaziergang begibt, ist begrenzt. Wir kommen rechtzeitig und machen uns mit etwa 10 bis 12 von diesen witzigen Zeitgenossen auf den Weg. Sie sprinten uns durch die Beine und beschäftigen sich vor allem damit, allerhand Getier aus dem Sandboden auszugraben; so kommen der Reihe nach irgendwelche Würmer und Käfer aber auch Skorpione zum Vorschein, die dann in der Regel auch sofort vertilgt werden. Einige Skorpione werden von den größeren Erdmännchen ausgegraben und den Jungtieren regelrecht "zum Fraß vorgeworfen"; und während sie genüsslich beginnen auf dem Schalentier herumzuhauen, sticht der Schwanz des Skorpions auf die Schnauze des Erdmännchens ein. Was grundsätzlich eine bewährte Abwehrstrategie ist, verfehlt in diesem Fall leider komplett seine Wirkung, da die Meerkats immun gegen das Gift sind - so verschwindet jedes der Beutetiere, je nach Größe, mal schneller! mal langsamer im Magen der Erdmänchen. Zwischenzeitlich haben wir sie eine ganze Strecke des Weges begleitet und wenn sie nicht mit Graben oder Essen beschäftigt sind, stellen sie sich auf und beobachten die Umgebung.
Wir kehren zum Camp zurück, um noch einmal ausgiebig zu frühstücken; danach der zweite Teil unserer morgendlichen Ausfahrt: wir stoßen auf Zebras, Steebocks (eine sehr kleine Antilope), einsame Gnus und unseren ersten Strauß. Wir löchern Vuni mit allerhand Fragen und wenn er nicht mehr weiter weiß, haben wir ja immer noch Sybille mit an Bord. Um zwölf sind wir pünktlich zum Lunch zurück - same procedure as yesterday. Danach ist erstmal Siesta, die wir heute zum ersten Mal in voller Länge mitnehmen und Nici nutzt die Zeit für einen Ausflug zum Poolzelt, um sch im 17 Grad "warmen" Wasser ein wenig abzukühlen.
Für den Nachmittag steht bei uns der Bushman-Walk auf dem Programm. Der aufmerksame Leser ahnt es schon - vorher gibt es noch eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Wir laufen mit eine Gruppe von 10 Pygmäen-großen Buschmännern und -frauen los. Sie sind alle traditionell in Tierhaut gekleidet - inwieweit das zum Programm gehört, finden wir nicht wirklich heraus; abe die Gruppe lebt im Camp und ist Teil eines Projektes, dass die Urbewohner in sinnvoller Weise in den Tourismus einbindet, ihnen ein Auskommen ermöglicht und weitestgehend gewährleistet, dass sie die Fähigkeiten, die sie als notwendige Überlebensstrategien über Jahrhunderte im Busch entwickelt haben, bewahren und weitergeben können. So lernen wir, das Spinnennester gegen Verbrennungen helfen, dass Elefantendung die richtige Anwendung für schmerzende Beine sind, wie man aus Steppengrass einen Wasserfilter baut, aus welchen Pflanzen Farbstoffe gewonnen werden und warum man mit Zebrakot und zwei Stöcken am besten Feuer machen kann. Das alles wird uns bilingue beigebracht: einmal in ihrer eigenen - anscheinend hoch komplexen - Klicklautsprache; zum anderen in der englischen Übersetzung einiger Gruppenmitglieder. Ach ja, sie interessieren sich aus ausgesprochen für den Donnervogel...
Nachdem sie uns wohlbehalten im Messezelt wieder abgegeben haben, gibt es erst einmal den wohlverdienten G&T auf der Veranda; anschließend Abendessen in "gewohnter" Qualität.