Moab
Um 9.00 müssen wir unsere Guides für die heutige Tour treffen: Rob und Michael warten auf uns und einen weiteren Gast, Tuck aus Boston, in einem Ford Pick-up vor dem Mountainbike-Laden in Moab. Dass Nici das vollausgestattete Expeditionsmobil als "car" bezeichnet, findet Rob nicht wirklich angemessen und erklärt ihr, dass es sich um einen Heavy Duty Truck handelt, der allen Widrigkeiten dieser Mondlanschaft trotzen kann. Wir zwängen uns mit Tuck in die Doppelkabine rein, unsere Bikes sind auf einem Frontloader befestigt, und los geht's in die Canyonlands. Nach kurzer Fahrt parkt Rob unser Monster-Begleitfahrzeug am nördlichen Rand des Canyon. Hier geht es ungefähr 600m senkrecht auf die nächste Ebene herunter - super für Leute mit Höhenangst (hat von uns ja glücklicherweise niemand...). Rob und Michael eröffnen uns, dass wir auf dem Schefer-Trail angekommen sind, den wir heute befahren. Einen Teil des Trails können wir weit unter uns als kleinen Strich ausmachen - das lässt mich nichts Gutes erahnen...und genauso muss es natürlich kommen: Herr Schefer hat einen Trail in die Steilwand gehauen, eine 2m breite Schotterpiste mit ausgewaschenen Regenrillen, die wir jetzt "gemütlich" herunterradeln. Wie gesagt, nach zwei Metern geht es hunderte von Metern senkrecht in den Canyon. Wir kommen alle runter.
Jetzt geht es weiter - hoch und runter - dem nächsten Rim entlang; wir sind ja erst auf der ersten Ebene, auf der zweiten, nochmal 200m tiefer haben sich der Colorado und der Green River, die sich hier treffen, ihr Bett gefressen. Über die Entstehung dieser Canyon gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, allerdings vermutet man, dass diese Sedimentschichten über viele Jahrtausende herangetragen, verdichtet wurden und dann in unterschiedlicher Geschwindigkeit - in Abhängigkeit von ihrer Festigkeit - wieder abgetragen wurden. Wir machen Mittagspause am "Thelma and Luise"-Point, dem Ort also, an dem die berühmte Szene aus dem gleichnamigen Film gedreht wurde und man eine unbekannte Anzahl schöner Mustang-Cabriolets über die Klippe IND den Colorado gefahren/katapultiert hat (im Film spielt die Szene offiziell im Grand Canyon...). Tuck, mitdreissiger Bostonian, stellt sich als äußerst nette und witzige Begleitung heraus. Sie arbeitet nach ihrem Master-Studium bei einer PE-Boutique in Boston - und lässt kein gutes Haar an dem Geschäftsmodell (das immer noch gut funktioniert, sonst wäre es schwierig zwei corporate Jets zu finanzieren - für 60 Mitarbeiter). Sie möchte irgendwann mal was ehrliches machen - lach - und als einzigen Weg aus ihrem student loan zeigt sie uns ihr Ableben auf. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat doch noch das ein oder andere Strukturproblem.
2 Stunden weiter, hoch und runter, an riesigen Salzgewinnungsanlagen vorbei kommen wir zu einem schönen (und erhofften) Ende der Tour. Das Expeditionsfahrzeug war die ganze Zeit hinter uns und sammelt uns jetzt wieder ein. Zurück nach Moab. Rob, der Prototyp des Outdoorguides und car maniac, gibt uns noch seine Koordinaten, nachdem er unseren Cadillac gesehen hat. Sein Bruder lebt in Los Angeles und ist mit der lokalen classic car Mafia verbunden - falls wir Hilfe beim Verkauf benötigen. Wir lassen den Tag am Pool im Archway Inn ausklingen und hängen unsere müden und geschunden Knochen in den Hot Tub.